[indones. „Gelee“]
Ein aus verschiedenen Rot-Algenarten des Pazifischen- und des Indischen Ozeans
gewonnenes Trockenprodukt, das nach Aufkochen und Abkühlen eine steife Gallerte ergibt.
[zu griech. Allegoría, eigentl. „das Anderssagen“]
Die bildhafte Darstellung eines an sich abstrakten Begriffes wie zum Beispiel Schönheit, Frieden, Vergänglichkeit…
[lat. applicare „anfügen“]
Bei der Bacteriographie wird unter Applikation das Aufbringen der Bakterienaufschwemmung auf den Maluntergrund (Bühne) verstanden. Der umfangreiche Vorgang des Malens mit so gut wie nicht sichtbarer Malmasse ohne Vorzeichnung ist nur mit sehr aufwändigen Malstudien – eben den Applikationsstudien – realisierbar.
[frz.] [(Textil)ausrüstung]
In der Bacteriographie eine Gelschicht, die einem Spezialpapier oder einer anderen zu bemalenden Unterlage Eigenschaften verleiht, die für die Ausfertigung eines bacteriographischen Gemäldes erforderlich sind. Sie stellt im eigentlichen Sinne die Bühne dar.
[lat. „Hauch“]
Begriff sowohl in der Medizin (…Vorgefühl beim Herannahen eines Anfalles) als auch in okkultischen Bereichen (…Fluidum).
In der Bacteriographie bezeichnet die „Aura“ eine Hemmzone, die ein Bakterium im Zusammenwirken mit einem anderen ausbildet. Viele Bakterien bilden antibiotisch wirkende Stoffe, sogenannte Bacteriocine aus. Ist ein anderes Bakterium dagegen empfindlich, bildet sich eben eine „Aura“.
Die Auren mit ihrer großen Formenvielfalt sind in der Bacteriographie ein unverzichtbares Stilmittel.
Bacteriographischer Pointilismus
[zu frz. pointiller „mit Punkten darstellen“]
Beim bacteriographischen Pointillismus werden nicht unbedingt, wie beim Neoimpressionismus (Georges Seurat, Paul Signac) die Farbwerte in mosaikartig aneinander gereihte Punkte zerlegt. Die Punkte werden auch nicht einzeln gemalt.
Es gibt zwei Prinzipien, die einen bacteriographischen Pointillismus ermöglichen:
[lat. suspendere „aufhängen“, „in der Schwebe lassen“]
Die (gleichmäßige) Verteilung von Bakterienzellen in einer Flüssigkeit. Je nach Zelldichte ist die Aufschwemmung mehr oder weniger trüb. Sie stellt, nur zarte Spuren hinterlassend, das Malmittel in der Bacteriographie dar.
Die Bakterienschicht, die nach der Entwicklung eines bacteriographischen Gemäldes den Maluntergrund bedeckt, wird als Bakterienfilm bezeichnet.
Er ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten Biofilm. Biofilme bestehen aus einer dünnen Schleimschicht (Film), in der Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Algen, Pilze, Protozoen) eingebettet sind. Biofilme entstehen, wenn Mikrororganismen sich an Grenzflächen ansiedeln (z.B. Kies an der Gewässersohle).
Bebrütung/bebrütet (auch Inkubation)
[zu lat. incubatio „das Liegen (auf etwas), das Brüten“]
Entwicklungsfördernde und farbbildungsoptimierende Erwärmung der aufgemalten bacteriographischen Biomasse. Die Temperatur wird während der Entwicklung eines Gemäldes konstant gehalten und beträgt im Mittel 24°C.
Neben den gesuchten Bakterien – im Falle der Bacteriographie sind es die bunten - noch zusätzlich vorhandene Mikroorganismen, z. B. Hefe und Schimmel, unter anderem in Luft und Wasser.
[zu griech. bios „Leben“ und morphé „Gestalt, Form“]
Die Wissenschaften konnten im Verlauf der letzten zwei Jahrhunderte viele Rätsel zur Entstehung des Lebens lösen, viele Erklärungsmodelle finden und in weiterer Folge bestätigen.
Die Kunst kann uns helfen, die sehr komplexen räumlichen Anordnungen der Natur anschaulich zu machen und ein besseres Verstehen so mancher Zusammenhänge zu erleichtern.
Biomorphe Strukturen findet man in allen Kunstdisziplinen, z. B. in der Architektur, sowie bei Skulpturen und Gemälden.
Sie haben dennoch eines gemeinsam: sie sind das Werk des Menschen.
Bei bacteriographischen Gemälden hingegen entstammen die biomorphen Strukturen den Kräften und der „Fantasie“ der Mikrowelt. Sie sind das Werk des bacteriographischen Ensembles! Als Grundlage dienen Aquarell-, Weichzeichner- und invasionstechnische Bühnen.
Die Bühnen beinhalten keinerlei strukturgebende Elemente. Bedeutsam ist die Eigeninitiative meiner Ensemblemitglieder, der wir vielfach bei gleicher Ausgangssituation, eine wahre Vielfalt an biomorphen Strukturen verdanken. Ein Vergleich mit einem Schöpfungsakt drängt sich auf, denn aus dem Nichts wird „Leben“ geboren. Der bacteriographische Biomorphismus schenkt uns nicht nur vegetabile, faunische und anthropomorphe Gestalten, die an Feen, Geister, Gnome und Homunkuli erinnern, sondern auch an ganze Lebensräume (Biotope). Wir dürfen erneut einem wahren Naturwunder begegnen, dass uns ohne bacteriographische Bühnentechnik verborgen bliebe. Die Frage bleibt - es darf uns wieder Theodor Fontane in den Sinn kommen:
„Halte dich still, halte dich stumm,
nur nicht forschen, warum? warum?
Nur nicht bittre Fragen tauschen,
Antwort ist doch nur wie Meeresrauschen.
Wie´s dich auch aufzuhorchen treibt,
das Dunkel, das Rätsel,
die Frage bleibt.“
Es bleibt die Frage, woher das bacteriographische Ensemble dieses Wissen und die Fähigkeit für die Ausbildung von biomorphen Strukturen beziehen konnte.
Wolfgang Boesner schrieb: „Ohne geeignetes Material wären die Ideen in den Köpfen der Künstler gefangen“. Für die Bacteriographie bedeutet das im übertragenen Sinne, dass ohne meine Entdeckung und Umsetzung der bacteriographischen Bühnentechnik alle Fähigkeiten meiner Ensemblemitglieder in ihren Körpern gefangen blieben. Unter den Gegebenheiten der klassischen Bakteriologie hätten sie nämlich keine Möglichkeit, auch nur den geringsten Hinweis auf ihre künstlerischen Ambitionen auszusenden.
Eine Spielfläche für szenarische Darstellungen.
Bühne steht in der Bacteriographie für den Maluntergrund, der in der Regel ein mit einer speziellen Appretur beschichtetes Spezialpapier ist. Bei der Planung, beim Malen und vor allem bei der anschließenden Entwicklung eines bacteriographischen Gemäldes gibt es viele Parallelen zum Schauspiel, wie zum Beispiel Regie, Dramaturgie, Schauspieler, Rollen… Das bacteriographische Malen ist als Allegorie auf ein Schauspiel aufzufassen, daher wurde die Bühne als Metapher eingeführt.
[griech. chróma „Farbe“, genesis „Geburt, Entstehung“]
[„Amme“, im Sinne von Nährmutter]
Ein Bakterium, das im Zusammenwirken mit einem oder mehreren anderen Bakterien eine zusätzliche Farbe erzeugt. Durch diesen sog. „chromogenen Ammeneffekt“ entstehen Farben, die das jeweils einzelne Bakterium nicht erzeugen kann. Dieser Effekt ist stark bühnenabhängig, er erhöht die Farbvielfalt der bacteriographischen Gemälde enorm und mit Hilfe dieses Effektes können auch feinste, an Federzeichnungen erinnernde Strukturen geschaffen werden. Der chromogene Ammeneffekt stellt somit ein unverzichtbares Stilmittel in der Bacteriographie dar.
Bei dieser Technik wird die Fähigkeit einiger Ensemblemitglieder, auf einer entsprechenden Bühne eine Craquelé-Struktur ausbilden zu können, künstlerisch umgesetzt. Mehr Information mit Bildern unter Galerie ab 2005.
Hemmhof (Hemmzone), auch Inhibition
[lat. inhibere „unterbinden“]
Zone, in der keine Vermehrung von Mikroorganismen stattfindet. In der Bacteriographie entsteht ein Hemmhof durch das Zusammenwirken von Bakterien, wenn eines von beiden ein sogenanntes Bacteriocin bildet. Die Formen der Hemmhöfe sind stark bühnenabhängig und sehr vielfältig.
[lat. invadere „hineingehen“]
Bei der Invasionsstudie wird die Fähigkeit einiger Ensemblemitglieder hinsichtlich der Beweglichkeit und der damit verbundenen Ausbildung von Mustern auf einer speziellen „Laufbühne“ in Erfahrung gebracht. Die beweglichen Bakterien besitzen mindestens eine oder mehrere Geißeln, mit deren Hilfe sie sich fortbewegen können, also im übertragenen Sinne „laufen“ können. Auch die Verhaltensmuster von auf der „Laufbühne“ unbeweglichen Bakterien sind für die Planung eines bacteriographischen Gemäldes unentbehrlich, da sich im Zusammenwirken mit den beweglichen Bakterien äußerst interessante und einzigartige Effekte erzielen lassen. Die Invasionstechnik basiert auf den Erkenntnissen dieser Studie.
[lat. invadere „hineingehen“]
Bacteriographische Maltechnik, die dem Ensemble das größte Maß an Freiheiten einräumt. Ein Bezug ergibt sich, in Anlehnung an den Begriff „Invasion“, zu beweglichen Ensemblemitgliedern, aber auch unbewegliche Ensemblemitglieder werden mit einbezogen, da sie die Reichhaltigkeit an Farben und Effekten erhöhen. Die Invasionstechnik begünstigt die Entstehung von biomorphen Strukturen. Die unbeweglichen Ensemblemitglieder bilden auf der Bühne Areale aus, die an Festungen erinnern, die beweglichen Ensemblemitglieder können diese Festungen umschließen oder sogar eindringen, wodurch sehr interessante Kompositionen entstehen.
[roman., zu lat. insula „Insel“] absondern, vereinzeln
Ein aus der Umwelt gewonnener (also abgesonderter, isolierter) Bakterienstamm.
Kollektivmedium (Kollektivnährboden)
[lat. collectivus „angesammelt“]
Im Gegensatz zu Nährböden, die nur das Wachstum bestimmter Bakteriengruppen oder Bakterienarten zulassen, enthält ein Kollektivnährboden keinerlei selektive Hemmstoffe. Durch eine geeignete Nährstoffauswahl findet der größte Teil der Mikroorganismen gute Wachstumsbedingungen vor. Einen Nährboden, auf dem wirklich alle! Mikroorganismen wachsen können, gibt es allerdings nicht.
Bakterienkultur; auf einen Nährboden gezüchteter reiner Bakterienstamm.
Eine Vorrichtung, die zur quantitativen Bestimmung der Keimzahl in der Luft dient. Dabei wird eine bestimmte Menge Luft (mitunter bis zu 1000 Liter) so angesaugt, dass sie verlustfrei auf einen Nährboden geblasen wird, der vor dem Test in den Luftkeimsammler eingelegt wurde. Zum Auffinden neuer Ensemblemitglieder brachte das Gerät, wie schon erwähnt, keine Vorteile.
Die alternativen Methoden, wie das Sedimentationsverfahren und das Hinaushalten einer Petrischale beim Fenster eines fahrenden Autos, reichen völlig aus.
Eine Petrischale ist eine flache, runde, durchsichtige Schale mit übergreifendem Deckel, die in der Regel in der Biologie, Medizin oder Chemie zum Einsatz kommt. Petrischalen wurden 1887 vom deutschen Bakteriologen Julius Richard Petri eingeführt und sind nach ihm benannt, sie werden meist zur Kultivierung von Mikroorganismen und zur Zellkultur genutzt. Zu diesem Zweck wird eine dünne Schicht eines gelförmigen Nährmedium in die Petrischale gefüllt.
Petrischalen werden in verschiedenen Größen aus Laborglas und Kunststoff (durchsichtiges Polystyrol) hergestellt. In der Biologie und Medizin werden heutzutage praktisch ausschließlich Einweg-Kunststoffpetrischalen eingesetzt. Häufig verwendete Durchmesser sind 50 und 100 mm (= 90mm Innendurchmesser) bei 15mm Höhe. Der Deckel der Petrischalen kann direkt aufliegen oder durch punktuelle Nocken einen größeren Spalt aufweisen; entsprechend ist der Luftaustausch mit dem Schaleninneren schwach oder stark ausgeprägt.
Julius Richard Petri (geb. 31.05.1852 in Barmen; gest. 20.12.1921 in Zeitz) war ein deutscher Bakteriologe. Er erfand 1877 während seiner Arbeit mit Robert Koch die nach ihm benannte Petrischale. Ab 1889 war Petri Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamtes und Leiter eines bakteriologischen Labors. Er trug in dieser Zeit den Titel eines Regierungsrates und ging im Jahr 1900 mit dem Titel Geheimer Regierungsrat in den Ruhestand.
[lat. pigmentum „Farbe“, „Schminke“]
Für den Pigmentdruck werden spezielle Pigmenttinten und eigens dafür entwickelte Drucker verwendet. Hochwertige Papiere werden mit der speziell für diesen Zweck entwickelten Ultra Chrom K3-Pigmenttinte bedruckt. Diese ist laut Testergebnissen des unabhängigen Wilhelm Imaging Research Institutes weit länger als 100 Jahre haltbar. Dies entspricht ungefähr der zehnfachen Haltbarkeit von Tinten, die bei einer Vielzahl an Farbfotodrucken verwendet werden. Pigmenttinten sind hoch licht-, alterungs- und somit archivbeständig.
Quelle: Wilke Fine Art Print
Schwärmen (ausschwärmen, bewegen, „laufen“…)
Bewegliche Bakterien sind begeißelt und das Minimum ist eine einzelne Geißel. Die Geißeln der Bakterien werden aus nomenklatorischen Gründen als „Flagelle“ bezeichnet. Die „Geißel“, zum Beispiel eines Geißeltierchens, unterscheidet sich nämlich hinsichtlich Struktur und Funktionsweise grundlegend von der „Flagelle“ eines Bakteriums. Die Flagellen wirken durch die Wendelung ähnlich wie ein Propeller, wobei ein biologischer Motor für den Antrieb sorgt. Die Flagellenmechanik stellt das bisher einzig bekannte echt rotierende Gelenk in der gesamten Biologie dar. Die Drehfrequenz liegt um 40 bis 50 Hz.
Die Beweglichkeit einiger Ensemblemitglieder wird bei verschiedenen bacteriographischen Techniken eingesetzt:
Die Steuerung der Vorgänge erfolgt über sog. „Laufbühnen“. Nicht nur die Art des Schwärmens (hauchartig oder pointilliert), sondern auch die Intensität und die Richtung wird durch die „Laufbühne“ vorgegeben.
Die Wood-Technik ist eine Spielart der bacteriographischen Weichzeichnung, dabei kommen sowohl bewegliche als auch unbewegliche Ensemblemitglieder zum Einsatz. Durch die Bewegungseinschränkung der begeißelten Ensemblemitglieder durch die Wood-Bühne in Kombination mit nicht beweglichen Ensemblemitgliedern ergibt sich ein Weichzeichner- Effekt mit gegenseitiger Durchdringung der Mal-Areale. Das alleine wäre noch nicht spektakulär. Auffallend ist, dass Feinstrukturen vorhanden sind, die an Holzspäne erinnern. In Verbindung mit einer jahresringartigen Applikation entsteht ein Eindruck, den man getrost als „wood-like“ bezeichnen kann. Das geschieht auf einer Multifunktionsbühne, die einigen Ensemblemitgliedern die selbstständige Ausbildung der Holzspanstruktur ermöglicht.
Derzeit (2010) gibt es nur ein einziges Wood-Bild. Dieses Naturwunder ist – kaum zu glauben – noch schwieriger als die Craquelé-Technik zu bewerkstelligen.